Georg Zimmermann Bild

Georg Zimmermann, geboren 1960 in Kevelaer, Kreis Kleve;
Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie von 1983 bis 1990 bei Professor Franz Eggenschwiler, Professor Klaus Rinke und Professor Christian Megert;
Werkpraktikum bei Sandro Antal 1985-1986; 3. Preis für Wettbewerb, Außenplastik für Mannesmann Röhrenwerke Düsseldorf 1987;
Meisterschüler 1990
Georg Zimmermann lebt und arbeitet in Krefeld.

„Zelebrierte Geborgenheit“ – Pressetext zur Ausstellung
Georg Zimmermann – In God We Trust
Raum für Kunst, Aachen, März 2008

Georg Zimmermann knechtet Material in stiller Größe und edler Brüchigkeit. Metallplatten, die wie Reste aus industriellen Pressvorgängen aussehen, dennoch aber keinem Produktbereich mehr zuzuordnen sind, setzt er dabei mit dem Schweißbrenner zu mehrschichtig wirkenden flachen Hohlkörperflächen zusammen. Die Flachen tragen Verwerfungen und Risse, die von geologischer Tektonik gewirkt erscheinen oder wie von unvorstellbaren Kräften aufgerissen. Gleichwohl wurde den künstlichen Küstenlinienverläufen nachgeholfen und ihnen eine Verlaufskontur verpasst, die den Formenschatz plastischer Körper und dieser montierten Gefüge um bislang unbekannte Varianten bereichert, die unzweifelbar aus der Gegenwart industrieller Produktionssprache stammen.
"Schrein", "Exodus" oder "In God We Trust" sind die Titel dieser Phantasien aus Geborstenheit, deren Abgesangsmetaphorik dennoch auf ewige Verwahrnis deutet. Überdauernde Kulturrelikte aus der Jetztzeit ohne jedem Deutungszugriff. "Kanonen", Gefäße für einbalsamierte Eingeweide im ägyptischen Totenkult, nennt er aus verleimten Multiplexplatten herausgedrechselte Volumina mit ibisartigen, wie Kompassnadeln herumeiernde Schnabelköpfe versehen - verkippt und mit farbig abgesetzten Spaltungen verletzt: ein Moment der Humors in der künstlerischen Strenge der Arbeiten. Schöne Schrunden voll dezent ästhetisierter Rohheit und möglicherweise würdig gealtert.

Von Dirk Tölke

Auszug aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung
Georg Zimmermann im Kunstverein Paderborn
Kunstverein Paderborn, Paderborn, September 2010

Objekte und Zeichnungen von Georg Zimmermann prägen bis zum 24.oktober die Räume des Kunstvereins. Vielleicht haben Sie schon einen Blick auf die ein oder andere plastische Arbeit geworfen und erst einmal etwas ratlos davor gestanden.Wir werden mit Objekten konfrontiert, die sich nicht mit vertrauter Figürlichkeit in Verbindung bringen lassen, Formen, die in unserer Lebenswelt nicht geläufig sind, keine " genuine Zugangsart " besitzen, um es mit Heidegger zu sagen. Dennoch wecken sie unsere Neugier, unser Interesse, weil sie eine subtile Ambivalenz ausdrücken.
Als Betrachtende suchen wir nach Äquivalenten, nach bekannten technischen Formen und kulturgeschichtlichen Erfahrungen, mit denen wir uns auch den Skulpturen nähern können.
Im Heute angesiedelt, bearbeitet der Künstler Formen, die aus einer anderen Zeit stammen könnten. Die Objekte erwecken den Eindruck, als ob sie irgend einen Zweck dienten, oder zu anderen Zeiten als Teil einer Vorrichtung oder eines Gerätes zum Einsatz kam.Das verarbeitete Holz ist schichtverleimt, gehobelt und geschliffen. Bei der Verarbeitung von Metall werden Schweißnähte oft artifiziell mit Beulen, Dellen und Schrunden versehen, überkragende Bleche enden wie gerissen und ausgefranst, dem Charakter ihrer vermeidlichen Botschaft entsprechend.
Die Zeit ist das Element, das Gestalt bildend, den Objekten innewohnt. Risse im Metall, von Schweißnähten und -spuren begleitet, brünierte und rostig wirkende Flächen oder Spannungsvolle Einblicke legen den Gedanken von Zeitlichkeit nahe, im Denken an irgendetwas, das vielleicht im Gedächtnis verschüttet ist.
In neueren Arbeiten, in kleinen wie großen Objekten, sind Zeichnungen auf Metall übertragen und in die Skulpturen eingearbeitet. Außerdem zeigt Zimmermann 8 Scheren schnitte , die sich einfügen in das Bildhauerische Werk, weil sie auf eine dreidimensionale Wahrnehmung hin angelegt sind . Man könnte annehmen, dass es sich um Abbildungen präindustieller Werkzeuge handelt, die zur Bearbeitung uns unbekannter Materialien dienen.

Von Christine Steuernagel M.A.